Fokusgruppe Digitale Ethik
Themen: Durch digitale Technologien ergeben sich neue ethische Fragen und Herausforderungen. So sind beispielsweise Entscheidungen durch die Künstliche Intelligenz, Verwendungspraktiken von Nachrichtendiensten sowie auch die Sammlung von Personendaten zumindest moralisch ambivalent. Ziel der Fokusgruppe ist es, die wesentlichen Dilemmata des digitalen Wandels anhand von konkreten Beispielen miteinander zu ergründen und nach ethischen Kriterien zu bewerten. Zugleich soll durch den Informationsaustausch zu Publikationen und Veranstaltungen Anschluss an aktuelle digitalethische Debatten gehalten werden.
Leitung: Dr. Christoph Böhm, Prof. Dr. Oliver Zöllner
Dr. Christoph Böhm
ist Informatiker und Philosoph und kennt zahlreiche internationale Digitalunternehmen von innen. Er ist Mitarbeiter eines Softwarekonzerns und forscht zudem an der Universität Freiburg zu neuen Formen der Verantwortung für eine gesellschaftsdienliche und gerechte Digitalität.
Email: christoph.boehm_AT_infosophia.de
Webseite: https://infosophia.de
Prof. Dr. Oliver Zöllner
lehrt Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation und Digitale Ethik im Studiengang Digital- und Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart, wo er gemeinsam mit Kolleg:innen das Institut für Digitale Ethik (IDE) leitet. Zöllner ist zudem Honorarprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Email: zoellner_AT_hdm-stuttgart.de
Website: https://hdm-stuttgart.de.de/zoellner
Was ist Ethik der Digitalität?
Projekt der Fokusgruppe
Upcycling von philosophischen Denkfiguren –
ein Beitrag zur Wissenschaftskommunikation
Als Fokusgruppe zur Ethik des Digitalen beschäftigen wir uns unter anderem mit auffälligen Phänomenen von gesellschaftlichen Digitalpraktiken. Obwohl vieles im digitalen Wandel neu erscheint, wie beispielsweise der alltägliche Gebrauch von KI-Interaktionsformaten, so begegnen wir Handlungsmustern und -motiven, die als nahezu klassisch in der philosophischen Theoriegeschichte gelten. Aus dieser Beobachtung folgt der Anspruch, traditionelle Philosophie hinsichtlich Methoden und Inhalten dahingehend zu untersuchen, inwieweit sie bereits während der digitalen Transformation einen allgemein verständlichen Deutungsbeitrag zu neuen Paradigmen und Phänomenen des Digitalen bieten können. Um dieses Vorhaben praktisch werden zu lassen, haben wir ein Projekt unter dem Titel Upcycling von Philosophischen Denkfiguren initiiert. Adressaten einer philosophisch inspirierten Deutung aktueller Phänomene des Digitalen sind sowohl Technologie-schaffende als auch Vertreter:innen der Humanwissenschaften sowie Politiker:innen und Journalist:innen, die bisher kaum eine gemeinsame Diskursebene über das Digitale miteinander teilen. Traditionelle philosophische Denkfiguren können, so die Überzeugung der Autor:innen, einen Beitrag dazu leisten, die Kluft zwischen den jeweiligen Denk- und Arbeitsparadigmen zu überwinden.
Beiträge aus unserem Forschungsnetzwerk
Special Section „Normen, Machtverhältnissen und Ungerechtigkeiten in der Digitalität“ im Global Media Journal – German Edition
Das Internet und seine Anwendungen stecken bekanntlich auch voller unerwünschter, oft menschenverachtender Inhalte. Seit einigen Jahren werden Digitalkonzerne auf Basis von Regulierungen dazu verpflichtet, bestimmte als problematisch erachtete Inhalte von ihren Servern zu löschen („content moderation“). Eine „Special Section“ des Global Media Journal – German Edition widmet sich Formen der Kommunikationskontrolle und ihren Folgeproblemen, Suchmaschinen als Protagonisten der Content Moderation, Genderwashing-Effekten durch die Selbstregulierung großer Plattformanbieter sowie Transparenz und Deplatforming als Strategien der Debatte im digitalen öffentlichen Raum.
Gastherausgeber: Christoph Böhm & Oliver Zöllner
Die Special Section des Global Media Journal – German Edition erscheint im Januar 2026. Wir geben Bescheid!
Publikation: Ethik der Digitalisierung in Gesundheitswesen und Pflege
Der Sammelband Ethik der Digitalisierung in Gesundheitswesen und Pflege. Analysen und ein Tool zur integrierten Forschung, Band 21 der Schriftenreihe Medienethik | Digitale Ethik, widmet sich Innovationen auf dem Gebiet digitaler und robotischer Systeme, die derzeit zu neuen Einsatzfeldern und Anwendungen in der Gesundheitsforschung, medizinischen Diagnostik, kurativen Behandlung und Pflege führen. Doch welchen konkreten Nutzen haben diese Entwicklungen für Patienten? Und inwiefern verbessern sie die Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Pflegekräften?
Herausgeber: Petra Grimm & Oliver Zöllner
2025, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 202 S., ISBN: 978-3-515-13551-1, DOI: 10.25162/9783515135528.
Publikation: Ethische Fragen im Digitalzeitalter
In seinem Beitrag für den Band Ethische Fragen im Digitalzeitalter entwickelt Oliver Zöllner ein Modell für den verantwortungsvollen und angemessenen Umgang mit den Herausforderungen, die digitale Medienumgebungen mit sich bringen. Dieses Konzept basiert auf vorläufigen Überlegungen zur digitalen Bürgerschaft („digital citizenship“). In einer Zeit, in der digitale Technologien zunehmend in den Alltag der Menschen integriert sind, wird die Frage nach der Rolle und den Fähigkeiten des Menschen im Umgang mit diesen Technologien immer dringlicher.
Autor: Oliver Zöllner
2025. Erschienen in: Ziad Mahayni (Hrsg.): Ethische Fragen im Digitalzeitalter (Ethische Fragen im 21. Jahrhundert, Bd. 1). Bielefeld: Aisthesis, S. 47-71. ISBN: 978-3-8498-1995-8.
Publikation: Ethik der Künstlichen Intelligenz in der Alltagswelt
Dieser Beitrag befasst sich mit den ethischen Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Verbreitung künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag ergeben. Die Autoren bieten eine kritische Betrachtung des Begriffs der KI und ihrer Entwicklung; abschließend betonen sie die Notwendigkeit einer KI-Ethik, die eine Vision vom guten Leben und einer guten Gesellschaft im digitalen Zeitalter entwickelt.
Autoren: Jan Doria & Oliver Zöllner
2024. Erschienen in: Heidrun Friese, Marcus Nolden & Miriam Schreiter (Hrsg.): Handbuch Soziale Praktiken und digitale Alltagswelten (Springer Reference Sozialwissenschaften). 2. Aufl. Wiesbaden: Springer | VS. DOI: 10.1007/978-3-658-08460-8_81-1.
Publikation: Verantwortungsvolle Digitalität
Das Buch Verantwortungsvolle Digitalität: Warum wir den digitalen Wandel gestalten sollten verfolgt das Ziel, dem digitalen Wandel einen Verantwortungsbegriff gegenüberzustellen, der dazu beitragen kann, die Idee einer lebensdienlichen und vor allem gerechten Digitalität zu verwirklichen. Der digitale Wandel verläuft jedoch hochdynamisch, so dass jeder Versuch, normative Vorschläge für eine verantwortliche Digitalisierung zu entwickeln, bereits während seines Entstehens von neuen digitalen Wirtschafts- und Lebenspraktiken überholt wird.
Autor: Christoph Böhm
2024, Berlin, Heidelberg: Springer | Metzler, 427 S., ISBN: 978-3-662-66702-6, DOI: 10.1007/978-3-662-66702-6.
Publikation: Anna’s AI Anthology
Der von Anna Strasser herausgegebene Sammelband „Anna’s AI Anthology: How to Live With Smart Machines?“ verschaltet Beiträge einer Reihe führender Philosophinnen und Philosophen (u.a. Daniel Dennett, Keith Frankish, Sven Nyholm, Eric Schwitzgebel, Anna Strasser) miteinander. Gemeinsam überlegen sie, inwieweit die KI-Systeme handlungsfähig sind, als soziale Agenten fungieren, kommunikative Fähigkeiten besitzen oder ob sie eines Tages gar Bewusstsein erlangen können. Als Beilage enthält das Buch eine 44-seitige Graphic Novel von Anna und Moritz Strasser.
Herausgeberin: Anna Strasser
2024, Berlin: xenomoi, 327 S., ISBN: 978-3-942106-90-0.
Publikation: Handbuch Digitale Ethik
Das Handbuch Digitale Ethik verschafft einen Überblick über die Herausforderungen und Besonderheiten der Ethik im digitalen Raum und versammelt namhafte Expert:innen zu folgenden Themenfeldern:
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- Philosophische Perspektiven und theoretische Zugänge
- Werte der Digitalen Ethik
- Diskurse der Digitalen Ethik
- Systeme und Technologien
- Praxisfelder
Eine detaillierte Beschreibung des Inhalts finden Sie in einer Rezension des Handbuchs.
Herausgeber: Petra Grimm, Kai Erik Trost & Oliver Zöllner
2024, Baden-Baden: Nomos | Verlag Karl Alber, 661 S., ISBN: 978-3-7560-1120-9, DOI: 10.5771/9783748942399.
Publikation: Paradoxien des digitalen Wandels
Für Band 1 der Schriftenreihe „Philosophia | Digitalis“ haben sich Christoph Böhm und Oliver Zöllner kritisch mit der Digitalen Ethik auseinandergesetzt. Ihr Beitrag Paradoxien des digitalen Wandels. Positionen zu einer kritischen Digitalen Ethik überprüft bestehende Konzepte der Digitalen Ethik und schafft eine Grundlage für tiefgreifendere und kritischere Ansätze: 1) Was ist, was bedeutet digitale Ethik?, 2) Digitale Ethik und Kritik, 3) Wirtschaft und Technologiegestaltung, 4) Nutzung: Digitalität im Alltag, 5) Digitalität, Kultur und Gesellschaft, 6) Paradoxien des digitalen Wandels: Ansatz einer (neuen) Digitalen Ethik.
Autoren: Christoph Böhm & Oliver Zöllner
2024. Erschienen in: Sybille Krämer & Jörg Noller (Hrsg.): Was ist digitale Philosophie? Phänomene, Formen und Methoden (Philosophia | Digitalis, Bd. 1). Paderborn: Brill | mentis, S. 83-118. DOI: 10.30965/9783969752975_006.
Video: Digitale Ethik: Warum wir sie dringend brauchen
Sehr historisch, sehr amüsant, aber seinerzeit fast so etwas wie ein Startschuss: Tobias Kebers und Oliver Zöllners Vortrag „Digitale Ethik: Warum wir sie dringend brauchen“ auf der TEDxStuttgart-Konferenz am 19.11.2015. Noch zehn Jahre später ist der Vortrag seltsam aktuell.
Vortragende: Tobias Keber & Oliver Zöllner
2015. Erschienen auf YouTube. Danke ans TEDxStuttgart-Team!